
Musik ist seit der Erfindung von Ton- und Datenträgern recht mobil geworden. Musik zum Mitnehmen sozusagen. Live-Musik hingegen ist weit weniger beweglich. Ein Konzertsaal lässt sich eben nicht so gut transportieren. Schwieriger wird das Live-Erlebnis deshalb für Menschen mit eingeschränkter Mobilität und mit Behinderungen. Dass die direkte Begegnung dennoch möglich ist, beweist die gemeinnützige EME Stiftung – Écouter pour Mieux s’Entendre: Es braucht nicht unbedingt ein ganzes Orchester. Ein paar Musiker, ein paar Stimmen können auch verzaubern.
Seit 2009 trägt EME, in enger Zusammenarbeit mit der Philharmonie, die Musik zu Menschen, die häufig vom Kulturleben ausgeschlossen sind. Menschen in Krankenhäusern, in Alten- und Pflegeheimen, in Tagesstätten für Alzheimerpatienten, in Kinderheimen, in Haftanstalten, in Einrichtungen für Obdachlose.
Von Anfang an dabei sind viele der 16 SERVIOR Alten- und Pflegeheime. Im Februar präsentiert die Stiftung jeweils die Liste der Musikereignisse die zur Verfügung stehen. “Die Einrichtungen können sich die Konzerte frei auswählen”, erklärt Dominique Hansen, Direktorin der EME Stiftung. Die Musikgenres und Instrumente sind vielfältig: Saxophon, Harfe, Bratsche, Akkordeon, Violoncello. Manchmal klassisch, manchmal modern; mit Gesang oder nur instrumental.
Im Centre du Rham haben sich Anfang Dezember rund 25 Seniorinnen und Senioren zu einer musikalischen Begegnung versammelt. Auf dem Spielplan steht ein Duo: Gesang (Pascale Namura) und Akkordeon (Julie Lisiack). Präsentiert wird eine Reise durch die Musikgeschichte. Von Barock, über Opernmusik bis hin zu einem wunderschönen Ave Maria von Rimsky-Korsakov. In der ersten Reihe sitzt eine Dame, die sichtlich angetan ist. Sie lächelt still vor sich hin, ihre Finger bewegen sich zur Musik. Bei einem Stück, schwingt nach den ersten Takten der ganze Körper mit. Musik löst Emotionen aus. Musik kann von Menschen mit Demenzerkrankungen wahrgenommen werden, Musik kann Erinnerungen wecken. Musik verbindet. Musik überwindet Sprachbarrieren. “Unsere Bewohner freuen sich immer sehr auf die Konzerte”, so Pia Hoffmann von SERVIOR. “Die Musik kommt zu uns und wir können sie gemeinsam erleben”.
Was auch auffällt, ist die Nähe zwischen dem Publikum und den Musikern. Die junge Akkordeonistin erklärt ihr Instrument, die Sängerin situiert die verschiedenen Musikstücke: eine Oper von Bellini, eine Arie von Puccini und das alles in Begleitung eines Konzertakkordeons. Ein Austausch, der in einem konventionellen Konzert nicht immer möglich ist.
Musik hautnah. Und Musik frei haus. Denn für die Einrichtungen sind die Konzerte kostenlos. Die EME Stiftung wird ausschließlich durch Spenden, Vermächtnisse und Schenkungen finanziert. 47 professionelle und hochmotivierte Musiker, viele aus der Philharmonie, stellen sich in den Dienst der unterstützungswerten Idee. Und zusammen mit Dominique Hansen haben sie noch viel vor: ein speziell auf Menschen mit Alzheimer zugeschnittenes Programm, ein Projekt, das sich an schwerhörige Jugendliche richtet, ein interaktives Projekt für Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung…
Und natürlich wieder viele Konzerte in SERVIOR-Häusern.
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