Ergotherapie und kognitive Störungen: die Begleitung basiert auf Vertrauen

27/10/20 | Aktualität

Sabrina Rerman, Ergotherapeutin bei SERVIOR, hat uns bereits erklärt, wie wichtig es ist, dass Senioren in einer guten körperlichen Form bleiben und in wie fern dies zum Erhalt ihres psychischen Gleichgewichts beiträgt. Im Rahmen ihres Berufs interessiert sie sich ganz besonders für Menschen mit kognitiven Störungen, da dieser Zustand von « Demenz » eine ganz besondere Betreuung erfordert.

« Die Rahmenbedingungen für diese Bevölkerungsgruppe sind sehr spezifisch auf Grund der Intensität der Arbeit und der Erfordernisse einer maßgeschneiderten Vorgehensweise für jede einzelne Person“ unterstreicht Sabrina Rerman. „Hier ist Flexibilität erfordert, denn eine Person gleicht nicht der anderen und ihre Stimmung kann sich im Laufe des Tages radikal ändern“. Von den individuellen Bedürfnissen des Seniors ausgehend, gilt es diesem eine Betreuung unter Wahrung der größtmöglichen Sicherheit zu gewährleisten…und ihm trotzdem auch ein höchstes Maß an Autonomie zu lassen. „Nicht an ihrer Stelle handeln aber mit ihr zusammen, das ist der Schlüssel unserer Vorgehensweise“ resümiert Sabrina Rerman. In dieser besonderen Beziehung ist Vertrauen ein maßgebendes Element. Nicht nur vom Patienten gegenüber dem Pfleger sondern auch seitens des Ergotherapeuten, der an die Fähigkeiten der Person glauben muss, die er betreut. „ Die Angst davor, diese Person einen Fehler machen zu lassen oder, das was wir als Risiko betrachten, einzugehen (fallen, sich verletzen, usw.), könnte die Autonomie und die Unabhängigkeit dieser Person beeinträchtigen“, erklärt die Ergotherapeutin.

Persönliche Erfahrung und Gruppendynamik

Die erste Herausforderung besteht darin, die Mitarbeit einer Person zu erhalten, die nicht mehr alle ihre Sinne hat und sich nicht unbedingt der Vorteile dieser spezifischen Betreuung bewusst ist. „ Aktivitäten vorschlagen, die Sinn für sie machen, indem man sich auf ihr Leben, ihre Geschichte basiert, kann ein möglicher Ansatz sein. Jemand der immer Fahrrad gefahren ist, wird sich eher für unser System begeistern, das den Namen Memo Moto trägt (Indoor-Fahrrad mit einer virtuellen Strecke durch Luxemburg) als jemand, der nie ein Fahrrad benutzt hat“ erläutert Sabrina Rerman. „Eine andere Art und Weise diese Personen zu motivieren, ist auf die Gruppendynamik zurückzugreifen. Wenn zum Beispiel zwei Bewohnerinnen sich sehr gut verstehen und eine davon an der Aktivität teil nimmt, während die andere nicht wirklich Lust dazu hat, kann man die andere Person leichter zur Teilnahme motivieren, indem man über die Freundin spricht, die teilgenommen hat und auf die gesellige Zeit mit dieser hinweist,. Wenn sie es nicht in erster Linie wegen der körperlichen Aktivität tut, tut sie es eventuell wegen dem sozialen Kontakt und dem psychischen Wohlergehen, die damit verbunden sind. Auch verhindert nichts zu einem gewissen Zeitpunkt aufzuhören und es zu einem späteren Moment erneut zu versuchen. Oft ist Beharrlichkeit erfordert, jedoch immer mit Wohlwollen und Verständnis. Auch wir haben gute und weniger gute Tage « .

Zeigen dass man in jedem Alter Fortschritte machen kann

Weil sie festgestellt hat, dass der Beruf des Ergotherapeuten insbesondere im Bereich der Geriatrie noch nicht ausreichend bekannt ist, hat Sabrina Rerman beschlossen über diesen auf ihrem LinkedIn-Kanal zu berichten. So entstand das Projekt « Occupational Therapy and Dementia ». « Auf meine Art, mit meiner Begeisterung, versuche ich eine besondere Darstellung zu vermitteln. Die Geriatrie ist ein bisschen der vergessene Bereich der Gesellschaft. Oft werde ich gefragt in wie fern eine ergotherapeutische Betreuung für eine ältere Person, die sich unausweichbar ihrem Lebensende nähert, von Nutzen sein kann. Mit diesem Projekt wollte ich die verschiedenen Aspekte unseres Berufes zeigen und unsere tägliche Arbeit mit dieser spezifischen Bevölkerungsgruppe veranschaulichen. Es geht darum zu zeigen, dass man in jedem Alter Fortschritte machen kann und dass das Leben Sinn macht, unabhängig von unserer körperlichen und geistigen Verfassung. Diese Patientengruppe ist wichtig für mich. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass eine Diagnose von altersbedingter Demenz nicht mit einem leeren Leben gleichzusetzen ist, das auf traurige Weise seinem Ende zugeht.