
Lula und Mimi machen sich für ihren Einsatz bereit und richten noch ihr Kostüm zurecht. m Auftrag von „L’Île aux Clowns“ widmen sie heute ihren Vormittag SERVIOR. Im Laufe der Jahre haben sie sehr starke Bindungen zu den Bewohnern aufgebaut. Die Gruppe der Krankenhausclowns konnte dank SERVIOR, einem Gründungsmitglied des Vereins, ausgebaut werden. Es ist übrigens der Generaldirektor von SERVIOR, Alain Dichter, der den Vorsitz der Île aux Clowns präsidiert.
Make-up durchbricht Hemmschwellen
Heute ist im Rahmen der Gesundheitswoche, Sporttag angesagt . Mimi und Lula setzen alles daran, mit den Bewohnern ins Gespräch zu kommen, sie zum Lächeln zu bringen, zum Mitmachen zu bewegen und gute Stimmung zu verbreiten. Die Redewendung „den Clown spielen“ wird ihren Aktionen nicht gerecht… „Die Schminke ist keine Barriere. Im Gegenteil, sie vertieft die Beziehun“, erklären die beiden Frauen. „Es ist eine andere Art, mit Menschen in Kontakt zu treten, Energie und Empathie zu teilen.“ Clown in einem Pflegekontext zu sein, für Kinder wie auch für ältere Menschen, bedeutet für sie Verantwortung.
Mimi erinnert sich daran, wie sie eines Tages in ein Seniorenheim kam. Als sie „in Zivil“ in der Eingangshalle stand, hatte eine der Damen, die sie normalerweise besuchte, sie kaum begrüßt und sie mit einem verschlossenen Blick betrachtet. Fünf Minuten später wurde dieselbe Bewohnerin dank der Kleidung des Clowns völlig aufgeheitert.
Nur wenn gewünscht
Bevor Lula und Mimi von Zimmer zu Zimmer und durch die Gemeinschaftsräume gehen, tauschen sie sich mit dem Personal aus: Wie geht es den Bewohnerinnen und Bewohnern heute? In welcher Stimmung sind sie? Gibt es etwas Wichtiges aus ihrem Leben zu wissen? Denn eines ist klar: Die Clowns drängen sich nicht auf. Sie kommen nur auf Anfrage. Umso schöner, dass viele sich auf ihren Besuch freuen. Eine Bewohnerin liebt Mode und kommentiert jedes Outfit, ein anderer liebt Gesellschaftsspiele, eine Dritte hält Süßigkeiten bereit…
Und ihre stärkste Waffe gegen Trübsal? Der Gesang, natürlich. Wenn es gilt, das Eis zu brechen, hilft ein guter Rhythmus und kräftige Stimmen. Dass die Clowns immer zu zweit auftreten, hat seinen Grund. „Man braucht eine Partnerin oder einen Partner, falls die Bewohner einfach nur zuschauen möchte. Niemand wird gezwungen, mitzuspielen. Manchmal reicht allein unsere Anwesenheit, um jemanden glücklich zu machen.“
Immer improvisieren, um sich besser anpassen zu können
Wenngleich die Sketche und Lieder gut einstudiert scheinen, ist es die Improvisation die als roter Faden, die beiden Kollegen begleitet: „Wir nehmen jede Situation so, wie sie ist, und passen uns an. Ein Clown darf traurig oder fröhlich sein. Wir durchlaufen jede Gefühlslage.“ Ihre größte Freude? Glück in Menschen zu wecken, die es nicht mehr gewohnt sind oder keine Lust mehr haben, es zu zeigen. So wie ein Mann in einem Aktivitätsraum, der bei ihrer Ankunft buchstäblich aufleuchtet und mit Gesten kommuniziert, obwohl er seit Tagen kaum Emotionen gezeigt hatte und ziemlich verschlafen war.
Die Berufung zum Clown steckt in den beiden Gefährtinnen. Das zu erklären, ist nicht leicht , aber sie wussten schon immer, dass sie genau das machen wollten, haben sich ausbilden lassen und fühlen sich in ihrer Rolle zutiefst eingearbeitet. Zugleich wissen sie, wann es Zeit ist, diese Rolle abzulegen. „Ich bin seit fünf Jahren bei der Île aux Clowns“, erzählt Lula. „Vorher war ich Schauspielerin, habe Straßentheater gemacht… aber nichts erfüllt mich so sehr wie das Krankenhausclown zu sein. Es ist das Beste an unserem Beruf. In der kurzen Begegnung mit älteren Menschen zählt vor allem: zuhören.“
Ein Zusammenschluss zum Wohle der Gemeinschaft
Dass SERVIOR die Île aux Clowns von Beginn an unterstützt und neun unserer Seniorenhäuser regelmäßig von den Clowns besucht werden, ist kein Zufall. Generaldirektor Alain Dichter erinnert sich: Im Jahr 2013 schlossen sich fünf Organisationen zusammen, KPMG, Clifford Chance, Help, SERVIOR und die Fondation Kriibskrank Kanner, um der damals gefährdeten Initiative neues Leben einzuhauchen. Alle waren überzeugt vom Nutzen des Projekts. Heute wird es von zahlreichen Sponsor*innen getragen, die den laufenden Betrieb ermöglichen. SERVIOR stellt dem Verein zudem Räumlichkeiten im Pfaffenthal zur Verfügung.
„Unsere Clowns arbeiten ehrenamtlich und ihre Einsätze sind kostenlos“, erklärt Eric Anselin, Direktor der Île aux Clowns. „Sie besuchen Seniorenhäuser, Krankenhäuser und sogar Flüchtlingsunterkünfte.“ Der gemeinnützige Verein finanziert sich ausschließlich über Spenden – rund 40 % von Privatpersonen, 30 % von Unternehmen und der Rest durch Benefizveranstaltungen und Stiftungen.
Die Clowns heißen Lula und Mimi, aber auch Michel, Bardaff, Nitouche, Tata Truc oder Roger Gingembre. „Die Ausbildung zur Klinikclown dauert etwa zwei Jahre“, so Eric Anselin. „Drei neue Mitglieder werden unser Team bald verstärken. Unsere Clowns sind zudem ständig in Fortbildung, man lernt nie aus. Es geht darum, sich auf Menschen einzulassen, Räume achtsam zu betreten, die eigene Energie zu regulieren und viele verschiedene Ausdrucksformen zu beherrschen ob Jonglage, Musik oder Gesang.“
Ein echter Mehrwert für SERVIOR
„Die Île aux Clowns bringt einen wahren Mehrwert in unsere Häuser“, betont Alain Dichter. „Die Clowns schenken Trost, Unterstützung und ermöglichen den Bewohnern für einen Moment dem Alltag zu entfliehen. Der Großteil unserer Seniorenhäuser profitiert bereits von ihrem Besuch. Bei SERVIOR kann jedes Haus sein eigenes Animationsprogramm nach den Wünschen und Bedürfnissen seiner Bewohner zusammenstellen. Langfristig möchten wir, dass alle unsere Häuser diese wunderbare Initiative nutzen.“ Die Gemeinnützigkeit, das enge Vertrauensverhältnis und die positive Wirkung auf das Wohlbefinden der Menschen bestärken Alain Dichter darin, die Zusammenarbeit weiter auszubauen.
Zuhören als Haltung
Bei jedem Besuch wird ein Briefing und eine Nachbesprechung mit dem Personal abgehalten. Das kann sich als sehr positiv erweisen, wenn die Clowns Probleme aufdecken, die dabei helfen können, die Betreuung der besuchten Person zu verbessern.
Alle Clowns bauen sich eine Rolle auf”, erklärt Eric Anselin. Wir achten besonders auf das Make-up, das nicht beunruhigend wirken darf. Wir planen keinen „Joker“ in Krankenhäusern oder Pflegeheimen! Wir setzen sehr stark auf Regelmäßigkeit und Nähe. Clowns gelingt es oft, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Begünstigten aufzubauen. Nichts ist oberflächlich: Die Bindungen sind tief”.
Viele Freiwillige arbeiten für die Clownsinsel, entweder im Auftrag ihrer Unternehmen oder als Privatpersonen. Dadurch ist es möglich, eine jährliche Aufführung am Ende des Jahres zu organisieren. Alain Dichter und Eric Anselin versichern, dass gute Wünsche ebenso wie Spenden immer willkommen sind.
Weitere Informationen: https://www.ileauxclowns.lu








